5.3. Wohnorte
Die Wohnungsmärkte unterliegen einem kontinuierlichen Veränderungsprozess. Im Zuge demographischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Entwicklungen verändern sich Haushalte, Wohnformen und Bedürfnisse. In der Summe steht auch die Gemeinde Barsbüttel vor neuen und sehr komplexen Herausforderungen.
Bis der Bevölkerungsrückgang in etwa 15 Jahren an Dynamik gewinnt, wird u. a. die Zahl der Haushalte stärker als die der Bewohner wachsen. Mittelfristig besteht noch ein Bedarf an zusätzlichen Wohnungen, seine Befriedigung birgt allerdings die Gefahr, langfristig ein Überangebot zu schaffen.
Die Zunahme der Ein- und Zweipersonenhaushalte bei gleichzeitiger Abnahme der Mehrpersonenhaushalte (zu viele Einfamilienhäuser) ist noch nicht zu Ende. Die Ursachen der Haushaltsverkleinerung sind u.a. die Veränderung in der Altersstruktur der Bevölkerung und die Folge von Singularisierung oder Kinderlosigkeit.
Der Rückgang in der Altersgruppe der 30- bis 40-Jährigen wird insbesondere auf dem Eigentumsmarkt spürbar, da ca. 50 % der Erwerber dieser Altersgruppe zuzuordnen sind. Die sinkende Nachfrage trifft somit insbesondere die Einfamilienhausstandorte der 1950er, 1960er und 1970er Jahre im Stadtumland. In der Gemeinde Barsbüttel muss es daher vermehrt um die Qualifizierung des Bestandes gehen.
Parallel dazu werden neue Impulse durch ältere Menschen gesetzt. Altersgerechte Wohnformen, der Anschluss an öffentliche Verkehrsnetze und die Möglichkeit zur selbstständigen Versorgung sowie insgesamt eine gewisse Zentralität (wohnungsnahe Infrastruktur) und Dichte (kurze Wege) werden den Wohnungsmarkt im Stadtumland und damit auch in Barsbüttel zukünftig prägen.
Die konkreten Veränderungen sind neben den spezifischen Rahmenbedingungen vor allem von der Größe und Funktion der Gemeinde, ihrer wirtschaftlichen Entwicklung und der demographischen Perspektive sowie von ihren finanziellen Ressourcen abhängig.
Mithin legen der demographische Wandel und dessen Folgen eine maßvolle Ausweisung von Siedlungsflächenerweiterungen und beim Wohnungsneubau nahe. Die Sicherung und Aufwertung des Bestandes (bspw. im Rahmen einer Wohnbaupotenzial-Analyse), ein vielfältiges Wohnangebot, die Stärkung des Zentrums bzw. des Siedlungskerns und die Ausbildung einer eigenständigen Identität sind anzustreben. Die Gemeinde Barsbüttel entspricht mit ihrer Planung den Zielen, die in übergeordneten Planungswerken formuliert werden (siehe Kapitel 2.1).
Ausgangssituation
Wohnbauflächen in Barsbüttel Ort und in den Ortsteilen
In Barsbüttel dominieren gartenbezogene Wohnformen (Eigentum) mit einem hohen Einfamilienhausanteil (ca. 65 %). Die Dichte ist in weiten Teilen gering. Es gibt keine „Villenviertel“. Barsbüttel Ort ist geprägt durch unterschiedliche Wohngebiete in der Hauptsache aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Entlang der Hauptstraße, der Thorkoppel und der Straße Zum Dicken Busch ist Geschosswohnungsbau mit bis zu vier Etagen vorhanden. Doppel- und Reihenhäuser machen in etwa 30 % der Wohnbebauung aus. In den Ortsteilen Willinghusen, Stellau und Stemwarde finden sich neben Einfamilienhausgebieten vereinzelt Altbauten, Doppel- und Reihenhäuser sowie umgenutzte landwirtschaftliche Gebäude. Die Wohnbauflächen liegen weitgehend günstig im Siedlungskörper (Immissionen: Gewerbe, Autobahn). Die Ortschaften sind arrondiert, nördlich von Willinghusen und westlich von Stemwarde findet sich darüber hinaus Gebäudebestand in Form von Splittersiedlungen entlang der Landstraßen.
Tendenziell kann die Dichte der tatsächlich zu Wohnzwecken genutzten Flächen in Barsbüttel als „vororttypisch“ charakterisiert werden. In der Gemeinde Barsbüttel ist eine Fläche von ca. 220 ha überwiegend zu Wohnzwecken genutzt.
In der nachfolgenden Karte „Wohnorte“ sind die Barsbütteler Wohngebietstypen, unterschieden nach ihrer Bebauungsdichte dargestellt: Einfamilien- und Doppelhäuser (hellrot), Reihenhäuser (rot), Geschosswohnungsbau (dunkelrot) sowie Sonderwohnformen (bspw. Seniorenwohnanlagen) (violett). Das übrige Siedlungsgebiet ist grau dargestellt. Die Karte ist als Anhang 9beigefügt.
Abb. 35: Bestandskarte der Wohnorte 2010 in der Gemeinde Barsbüttel
Wohnbauflächenpotenzialanalyse
Mit der Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes ist eine planerische Umorientierung verbunden. Neben der Neuausweisung von Wohnbauflächen kommt der Innenentwicklung, sprich der Nutzung von Baulücken, der Flächenkonversion und der Nachverdichtung eine große Bedeutung zu.
Um Nachverdichtungspotenziale in den vier Ortsteilen der Gemeinde identifizieren zu können und untergenutzte Flächen innerhalb des Siedlungsgebietes für die Nachverdichtung vorzubereiten, wurde in den Jahren 2013 und 2014 eine Analyse der Wohnbaupotenziale für die Gemeinde Barsbüttel erarbeitet. Mit Hilfe einer solchen Strategie können bisher verborgene Flächenressourcen mobilisiert werden.
Kurzabriss der planerischen Schrittfolge der Wohnbauflächenpotenzialanalyse:
Schritt 1: Abgleich neuer FNP und vorhandene B-Pläne:
Herausarbeiten des Handlungsbedarfs zur Änderung der bestehenden Bebauungspläne aufgrund der Ausweisungen des neuen FNP. Die Gemeinde kann die bestehende Infrastruktur stärker ausnutzen und den Flächenverbrauch minimieren, indem eine weitere Ausdehnung des Siedlungskörpers auf das nötige Maß reduziert wird.
Schritt 2: Dichtekonzept
Vor-Ort-Analyse der städtebaulichen Situation und Definition von Typologiezonen sowie Definition von Kern- und Randzonen.
Schritt 3: Wohnflächenkonzept
Identifizierung von Baulücken und Nachverdichtungspotenzialen.
Zielvorgaben - Konzept barsbüttel übermorgen
Die Grundlage des Flächenkonzeptes bildet neben der Bestandsanalyse zum einen die Bevölkerungsprognose und zum anderen die daraus resultierende Wohnbauflächenbedarfsermittlung.
Wohneinheitenbedarfsermittlung
Zur Ermittlung des Wohneinheitenbedarfs der Gemeinde Barsbüttel wird die kleinräumige Bevölkerungs- und Haushaltsprognoseprognose für den Kreis Stormarn aus dem Jahr 2013 (Gertz, Gutsche, Rümenapp GbR) zu Grunde gelegt. Diese prognostiziert einen Bevölkerungszuwachs von 950 Personen bis zum Jahr 2030. Geht man von einer durchschnittlichen Haushaltsgröße (Personen je Wohnenheit) von zukünftig 2,0 aus, besteht für die Gemeinde Barsbüttel einen Bedarf an ca. 475 Wohneinheiten bis zum Jahr 2030.
Zur Deckung des Wohneinheitenbedarfs für barsbüttel übermorgen sind im Flächennutzungsplan Wohnbaupotenzialflächen identifiziert und in der folgenden Tabelle aufgeführt.