Planungsdokumente: 9. Änderung des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Güby für den Bereich westlich des Borgwedeler Weges und nördlich des Heiderader Weges

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Inhaltsverzeichnis

Begründung

2.1.1 Schutzgut Menschen und menschliche Gesundheit

Derzeitiger Zustand

Der Mensch und seine Gesundheit können in vielerlei Hinsicht von Planungsvorhaben unmittelbar oder mittelbar beeinträchtigt werden, wobei sich Überschneidungen mit den übrigen zu behandelnden Schutzgütern ergeben. Im Rahmen der Umweltprüfung relevant sind allein solche Auswirkungen, die sich auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen beziehen, nicht jedoch solche, die wirtschaftliche oder sonstige materielle Grundlagen betreffen (auch wenn dies durchaus Konsequenzen für Gesundheit und Wohlbefinden haben kann). Gesundheit und Wohlbefinden sind dabei an die drei im Plangebiet und den angrenzenden Bereichen bestehenden und geplanten Funktionen Arbeit, Wohnen und Erholen gekoppelt. Dabei werden jedoch nur Wohnen und Erholung betrachtet, da Aspekte des Arbeitsschutzes nicht Gegenstand der Umweltprüfung sind.

Der aktuelle Zustand im Umfeld der 9. Änderung des Flächennutzungsplanes stellt sich für die Funktionen 'Wohnen' und 'Erholung' wie folgt dar:

a) Wohnen

Derzeit ist der Planbereich überwiegend als Grünland in landwirtschaftlicher Nutzung. Die nächstgelegenen Wohnnutzungen befinden sich östlich und südlich angrenzend am Borgwedeler Weg und am Heiderader Weg.

b) Erholung

Das Plangebiet hat für die Erholung in der Gemeinde Güby aufgrund der bisherigen landwirtschaftlichen Nutzung keine Bedeutung. Der westlich angrenzende Golfplatz dient der aktiven Erholung von Einheimischen und Touristen.

Überregionale Rad- und Wanderwege führen nicht am Plangebiet vorbei.

c) Vorbelastung

In einem Abstand von mindestens 210 m südlich des Plangebietes verläuft die Bundesstraße B 76. Die Karten des aktuellen Lärmaktionsplanes der Gemeinde Güby (LLUR 2023) zeigen, dass die Orientierungswerte der DIN 18005 für Allgemeine Wohngebiete von 55 dB(A) am Tag und 45 dB(A) in der Nacht im gesamten Plangebiet unterschritten werden. Daher hat die Gemeinde auf die Erstellung eines konkreten schalltechnischen Gutachtens verzichtet.

Westlich an das Plangebiet angrenzend ist ein Golfplatz gelegen. Die aus einer ordnungsgemäßen Nutzung und Pflege des Golfplatzes resultierenden Immissionen (Lärm und Staub) können zeitlich begrenzt auf das Plangebiet einwirken.

Das Plangebiet selbst ist derzeit in landwirtschaftlicher Nutzung. Hierdurch sind über das Jahr verteilt die resultierenden Auswirkungen z.B. in Form von Lärmimmissionen (regelmäßige Mahd) auf die Anwohner der angrenzenden Flächen nicht auszuschließen.

Weitere Immissionsquellen sind im unmittelbaren Umfeld des Plangebietes nicht vorhanden.

Prognose bei Nichtdurchführung der Planung

Bei Nichtdurchführung des Vorhabens müsste für die Bereitstellung benötigter Wohnbauflächen eine andere Außenbereichsfläche in Anspruch genommen werden, da die im Innenbereich verfügbaren Baulücken den örtlichen Bedarf an Wohnbauflächen nicht decken können. Die landwirtschaftliche Nutzung auf der Planfläche würde fortgeführt.

Auswirkung der Planung

Da die Betroffenheit des Menschen, seiner Gesundheit und seines Wohlbefindens im Plangebiet an die Aktivitäten Wohnen und Erholen geknüpft sind, muss insbesondere der Wirkfaktor Lärm berücksichtigt werden. Die visuellen Beeinträchtigungen werden in Kapitel 2.1.7 (Landschaftsbild) betrachtet.

Das Plangebiet soll künftig als Wohnbaufläche ausgewiesen werden. Von der Nutzung eines Wohngebietes sind keine Immissionen zu erwarten, die erhebliche Belästigungen im Umfeld hervorrufen können.

Im Westen grenzt der Golfplatz an das Plangebiet an. Als Immissionen können Lärm und Staub aus einer ordnungsgemäßen Nutzung und Pflege des Golfplatzes resultieren und zeitlich begrenzt auf das Plangebiet einwirken. Eine erhebliche Beeinträchtigung des Schutzgutes ist jedoch nicht zu erwarten.

Die Bundesstraße B 76 verläuft in einem Abstand von mindestens 210 m südlich des Plangebietes. Die Karten des aktuellen Lärmaktionsplanes der Gemeinde Güby zeigen, dass innerhalb des Plangebietes Pegel von < 55 LDEN dB(A) und < 45 LNIGHT dB(A) vorliegen. Damit liegen die Pegel unterhalb der mittelfristig anzustrebenden Umwelthandlungsziele zur Vermeidung erheblicher Belästigungen auf die Gesundheit. Erhebliche Beeinträchtigung des Schutzgutes sind aus diesem Grund nicht abzuleiten.

Die Erholungsnutzung ist durch die Planung nicht beeinträchtigt. Der angrenzende Golfplatz ist bereits jetzt durch einen Gehölzstreifen vom Plangebiet abgetrennt bzw. wird zukünftig durch einen neu anzulegenden bepflanzten Wall im Nordwesten abgetrennt werden.

Die Auswirkungen des Vorhabens auf das Schutzgut Mensch sind als gering erheblich zu bewerten. Schallschutzmaßnahmen sind nicht erforderlich.

2.1.2 Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt

Im August 2022 erfolgte eine Ortsbegehung zur Feststellung der aktuellen Flächennutzungen und Biotoptypen. Nach § 44 Bundesnaturschutzgesetz bestehen differenzierte Vorschriften zu Verboten besonders und streng geschützter Tier- und Pflanzenarten. Die hierzu zählenden Pflanzengruppen sind nach § 7 BNatSchG im Anhang der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie von 1992 aufgeführt. Vor diesem Hintergrund wird der Geltungsbereich hinsichtlich möglicher Vorkommen von geschützten Arten betrachtet.

Die nachfolgend dargestellten Lebensräume sind entsprechend der „Standardliste der Biotoptypen in Schleswig-Holstein“ (LfU 2024) aufgeführt. Gesetzlich geschützte Biotope gem. § 30 BNatSchG i.V.m. § 21 LNatSchG sind mit einem „§“-Symbol gekennzeichnet.

Mäßig artenreiches Grünland (GYy)

Das Plangebiet wird zurzeit landwirtschaftlich als Mahdgrünland genutzt. Die Fläche wird von Weidelgras dominiert, daneben treten Sauerampfer und Löwenzahn und teilweise Weiß-Klee und Brennnessel auf. Im südöstlichen Bereich hat sich Pestwurz ausgebreitet.

Knick (HWy, §)

Am Rand des Plangebietes befinden sich mehrere Knicks, die als geschützte Biotope gem. § 21 LNatSchG einzuordnen sind.

Ein Knick begrenzt das Grünland nach Osten zum Borgwedeler Weg. Auf dem Knick stocken Hasel, Berg-Ahorn, Schlehe, teilweise sind Kirsche und Weide anzutreffen. Auf dem Knick sind in regelmäßigem Abstand vier Überhälter (Esche, Hainbuche, Berg-Ahorn und Stiel-Eiche) vorhanden, die einen Stammdurchmesser von ca. 40 bis 60 cm aufweisen. Im südlichen Abschnitt des Knicks ist eine Koppelzufahrt vorhanden. Zwei kleine Einbuchtungen, die mit Gras bewachsen sind, und weitere schmale Grünstreifen trennen den Knick vom Borgwedeler Weg ab.

Ein weiterer Knick begrenzt das Plangebiet nach Westen zum Golfplatz. Der Knick ist mit Weide, Brennnessel, Kartoffelrose, Hainbuche, Schlehe und Hasel bewachsen. Auf dem Knick stocken eine Esche (Ø ca. 40 cm) und eine Stiel-Eiche (Ø ca. 60 cm) als Überhälter.

Gebüsche (HBy)

Am südöstlichen und südwestlichen Rand des Plangebietes befinden sich Gehölzstrukturen, die aufgrund ihrer Breite und Ausprägung nicht als Knick, sondern als Gebüsche einzustufen sind. Im Südosten hat sich ein Gebüsch aus Schlehe, Berg-Ahorn und Brombeere vor einem außerhalb gelegenen Knick entwickelt. Dieses Gebüsch geht im Süden in einen flächigen Bewuchs aus Schlehe, Stiel-Eiche und Ziergehölzen über.

Am südwestlichen Rand des Plangebietes stellt sich das Gebüsch als Schlehengebüsch dar, welches in einen Knick übergeht.

Borgewedeler Weg (SVs)

Im östlichen Plangebiet verläuft der Borgwedeler Weg als asphaltierte Gemeindestraße. Entlang der Straße befinden sich Grünstreifen.

Außerhalb befinden sich östlich und südlich bereits wohnbaulich genutzte Grundstücke. Die südlich gelegenen Grundstücke (Geltungsbereich B-Plan Nr. 2 (1994)) werden durch einen Knick begrenzt, der im Rahmen des B-Planes hergestellt wurde. Westlich sowie nördlich angrenzend befindet sich ein Golfplatz.

Pflanzen

Derzeitiger Zustand

Das Plangebiet ist durch die bisherige, intensive landwirtschaftliche Nutzung als Grünland (Ausfuhr Dünge- und Pflanzenschutzmittel, regelmäßige Mahd) geprägt und als Pflanzenstandort stark eingeschränkt. Weniger eingeschränkte Pflanzenstandorte bieten die Knicks und Gebüsche am Rand der Nutzfläche.

Streng geschützte Pflanzenarten - Schierlings-Wasserfenchel (Oenanthe conioides), Kriechender Scheiberich (Apium repens), Schwimmendes Froschkraut (Luronium natans) - sind im Planbereich nicht zu erwarten. Die betroffenen Standorte dieser Pflanzen sind in Schleswig-Holstein gut bekannt und liegen außerhalb des Plan- und Auswirkungsbereichs. Weitere Betrachtungen sind bezüglich streng geschützter Pflanzenarten daher nicht erforderlich.

Prognose bei Nichtdurchführung der Planung

Bei Nichtdurchführung des Vorhabens verändert sich der Umweltzustand des Geltungsbereiches für die Flora nicht, da die bestehende intensive landwirtschaftliche Flächennutzung fortgeführt würde. Die Knicks würden entsprechend den gesetzlichen Vorgaben gepflegt werden.

Auswirkung der Planung

Durch die Ausweisung der Bauflächen werden bisher landwirtschaftlich genutzte Flächen in Anspruch genommen. Die landwirtschaftliche Nutzfläche wird mit Wohngebäuden, Nebenanlagen und Verkehrsflächen bebaut. Diese Teilbereiche gehen als Lebensraum für Pflanzen weitgehend verloren. Die Freiflächen werden als Gärten mit Siedlungsgrün entwickelt und können so neue Lebensräume für weit verbreitete Pflanzenarten bieten.

Am Rand des Plangebietes befinden sich Knicks mit Überhältern, die entsprechend ihrem Status als geschützte Biotope im Rahmen des parallel aufgestellten Bebauungsplans berücksichtigt werden. Für die Erschießung der Grundstücke sind Knickdurchbrüche nicht zu vermeiden. Darüber hinaus werden die nicht zu rodenden Knickabschnitte an den Wohngrundstücken rechtlich entwidmet. Die Eingriffe in das Knicknetz werden im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung detailliert ermittelt und entsprechend den „Durchführungsbestimmungen zum Knickschutz“ im Verhältnis 1 : 1 (Knickentwidmung) bzw. 1 : 2 (Knickrodung) ausgeglichen.

Das Vorhaben hat Auswirkungen mit einer mittleren Erheblichkeit auf das Schutzgut Pflanzen und Biotope, da Eingriffe in das Knicknetz erfolgen. Artenschutzrechtlich relevante Pflanzenarten sind im Plangebiet nicht betroffen. Geeignete Pflanzenlebensräume gehen vor allem durch die Überplanung des Grünlandes verloren. Die geplanten Eingriffe in das Knicknetz werden außerhalb des Plangebietes ausgeglichen.

Tiere

Im Mittelpunkt der Potenzialanalyse steht die Prüfung, inwiefern durch die geplante Bebauung Beeinträchtigungen auf streng geschützte Tierarten zu erwarten sind. Neben den Regelungen des Bundesnaturschutzgesetzes ist der aktuelle „Leitfaden zur Beachtung des Artenschutzrechts bei der Planfeststellung“ vom 25. Februar 2009 (Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV-SH), aktualisiert 2016) maßgeblich. Nach § 44 Abs. 5 BNatSchG umfasst der Prüfrahmen bei Vorhaben im Sinne des § 18 Abs. 2 Satz 1 BNatSchG - Vorhaben in Gebieten mit Bebauungsplänen nach § 30 BauGB, während der Planaufstellung nach § 33 BauGB und im Innenbereich nach § 34 BauGB - die europäisch streng geschützten Arten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie (FFH-RL) sowie alle europäischen Vogelarten.

Methode: Das für die artenschutzrechtliche Konfliktanalyse einzustellende Artenspektrum ergibt sich aus den Ergebnissen der Begehung vom August 2022 sowie aus der Abfrage der dem LfU vorliegenden Daten zu Tierlebensräumen vom 20.09.2022.

Für die Zugriffsverbote des § 44 BNatSchG sind innerhalb einer artenschutzrechtlichen Prüfung nur die im Anhang IV FFH-Richtlinie aufgeführten Arten sowie sämtliche europäischen Vogelarten relevant.

Im Fokus der Erfassung stehen dabei das durch den Eingriff betroffene Vorhabengebiet und insbesondere der Knick. Horstbäume von Greifvögeln sind bei der Bestandsaufnahme im Planbereich nicht festgestellt worden, sodass eine direkte Beeinträchtigung von Greifvögeln und anderen Nutzern dieser Nester, wie z.B. der Waldohreule, ausgeschlossen werden kann.

Im Zuge der Potenzialanalyse wurden die Gehölze des Untersuchungsraumes einer visuellen Prüfung unterzogen, um so Aussagen über Höhlenbrüter treffen zu können. Darüber hinaus können Baumhöhlen Quartierhabitate für einige Fledermausarten darstellen. Bei der Begehung fand auch eine Suche nach Nestern und Fraßspuren der Haselmaus (Muscardinus avellanarius) innerhalb des Vorhabengebietes statt.

Die Möglichkeit eines Vorkommens weiterer streng geschützter Arten wurde hinsichtlich einer potenziellen Habitateignung ebenfalls überprüft.

Die strukturelle Ausstattung des Plangebietes kann aufgrund der heutigen intensiven landwirtschaftlichen Nutzung als durchschnittlich für die Landschaft um Güby bewertet werden. Es ist aufgrund der aktuellen Nutzung sowie der angrenzenden Wohngebiete und des Golfplatzes durch menschlichen Einfluss geprägt. Potenzielle Lebensräume sind vor allem mit den Gehölzstrukturen vorhanden.

Säuger

Es wurden im Vorhabengebiet keine Indizien (Schlafnester oder charakteristische Fraßspuren) für Vorkommen der nach Anhang IV FFH-RL und BArtSchV streng geschützten Haselmaus (Muscardinus avellanarius) festgestellt. Das bekannte Hauptverbreitungsgebiet der Haselmaus liegt in Schleswig-Holstein zudem vor allem im Südosten (LLUR 2018). Unter diesem Aspekt werden Vorkommen im Plangebiet ausgeschlossen.

Die Wald-Birkenmaus (Sicista betulina) wurde bislang ausschließlich in Schleswig-Holstein im westlichen Naturraum Angeln sicher nachgewiesen (BfN 2019). Vorkommen dieser Art werden im Planbereich nicht erwartet, da die Wald-Birkenmaus als Lebensraum vor allem bodenfeuchte, stark von Vegetation strukturierte Flächen, wie Moore und Moorwälder, Seggenriede oder auch Verlandungszonen von Gewässern bevorzugt. Typischerweise kommt sie in moorigen Birkenwäldern vor. Diese Lebensräume sind im Planbereich nicht vorhanden und die Art damit durch die Planung nicht betroffen.

Auf den Knicks stocken einzelne Bäume, die ein grundsätzliches Potenzial für Fledermausquartiere bieten können. Aufgrund des dichten Bewuchses zum Zeitpunkt der Bestandsaufnahme und der hochaufgewachsenen Knickgehölze konnten die Überhälter nicht auf mögliche Höhlenstrukturen untersucht werden. Im Wesentlichen können an den Bäumen Tagesverstecke oder Wochenstuben erwartet werden.

Ein Vorkommen sonstiger streng geschützter Säugetierarten (Wolf, Biber oder Fischotter) kann aufgrund der fehlenden Lebensräume ausgeschlossen werden. Eine artenschutzrechtliche Betroffenheit liegt nicht vor.

Vögel

Eine eingriffsbedingte Betroffenheit von Rastvögeln ist auszuschließen. Landesweit bedeutsame Vorkommen sind nicht betroffen. Eine landesweite Bedeutung ist dann anzunehmen, wenn in einem Gebiet regelmäßig 2% oder mehr des landesweiten Rastbestandes der jeweiligen Art in Schleswig-Holstein rasten (LBV SH 2016). Weiterhin ist eine artenschutzrechtlich Wert gebende Nutzung des Vorhabengebietes durch Nahrungsgäste auszuschließen. Eine existenzielle Bedeutung dieser Fläche für im Umfeld brütende Vogelarten ist nicht gegeben.

Brutvögel

Aufgrund der vorgefundenen Habitatausprägung des Vorhabengebietes kann unter Einbeziehung der aktuellen Bestands- und Verbreitungssituation ein Brutvorkommen für die in der nachfolgenden Tabelle angeführten Vogelarten angenommen werden. Maßgeblich ist dabei die aktuelle Avifauna Schleswig-Holsteins (BERNDT et al. 2003). Die vorgefundenen Lebensraumstrukturen lassen ein Vorkommen von Brutvögeln vor allem im Bereich der Knicks und Gebüsche erwarten. In diese Potenzialbeschreibung ist das Fehlen von Horstbäumen einbezogen, sodass Arten wie Mäusebussard und Waldohreule innerhalb des Planbereichs ausgeschlossen werden konnten.

Potenzielle Vorkommen von Brutvögeln im Planungsraum sowie Angaben zu den ökologischen Gilden (G = Gehölzbrüter, GB = Bindung an ältere Bäume, O = Offenlandarten, OG = halboffene Standorte). Weiterhin Angaben zur Gefährdung nach der Rote Liste Schleswig-Holstein (KIECKBUSCH et al. 2021) sowie der RL der Bundesrepublik (2021) (1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, R = extrem selten, V = Arten der Vorwarnliste, + = nicht gefährdet) und zum Schutzstatus nach EU- oder Bundesartenschutzverordnung (s = streng geschützt, b = besonders geschützt, Anh. 1 = Anhang I der Vogelschutzrichtlinie).

Artname (dt.)Artname (lat.)GildeRL SH 2021RL BRD 2021Schutz-status
AmselTurdus merulaG++b
BachstelzeMotacilla albaO++b
BaumpieperAnthus trivialisOG+Vb
BlaumeiseParus caeruleusGB++b
BuchfinkFringilla coelebsG++b
DohleCorvus monedulaGBV+b
Dompfaff (Gimpel)Pyrrhula pyrrhulaG++b
DorngrasmückeSylvia communisOG++b
EichelhäherGarrulus glandariusGB++b
ElsterPica picaGB++b
FasanPhasianus colchicusO++b
FeldsperlingPasser montanusGB+Vb
FitisPhylloscopus trochilusG++b
GartenbaumläuferCerthia brachydactylaGB++b
GartengrasmückeSylvia borinG++b
GartenrotschwanzPhoenicurus phoenicurusGB++b
GrauschnäpperMusciapa striataG+Vb
GrünfinkCarduelis chlorisG++b
HaussperlingPasser domesicusOG++b
HeckenbraunellePrunella modularisG++b
KlappergrasmückeSylvia currucaG++b
KleiberSitta europaeaGB++b
KohlmeiseParus majorGB++b
MisteldrosselTurdus viscivorusG++b
MönchgrasmückeSylvia atricapillaG++b
RabenkräheCorvus coroneGB++b
RingeltaubeColumba palumbusGB++b
RotkehlchenErithacus rubeculaG++b
SingdrosselTurdus philomelosG++b
StarSturnus vulgarisGBV3b
StieglitzCarduelis carduelisOG++b
TürkentaubeStreptopelia decaoctoGB++b
ZaunkönigTroglodytes troglodytesG++b
ZilpzalpPhylloscopus collybitaG++b

Diese umfangreiche Auflistung umfasst überwiegend Arten, die in Schleswig-Holstein nicht auf der Liste der gefährdeten Arten bzw. nur auf der Vorwarnliste (Dohle, Star) stehen (RL SH 2021). Bundesweit gelten Feldsperling, Baumpieper sowie Grauschnäpper als Arten der Vorwarnliste. Als „gefährdet“ ist in der Roten Liste für die gesamte Bundesrepublik der Star eingestuft (RL BRD 2021). Generell stellt das Artengefüge im Geltungsbereich jedoch sogenannte „Allerweltsarten“ dar, die in der Kulturlandschaft und am Rand von Siedlungsgebieten regelmäßig anzutreffen sind und eine hohe Bestandsdichte zeigen. Aufgrund der strukturellen Ausstattung des Planbereiches wird die tatsächliche Artenvielfalt geringer ausfallen, als in der Potenzialanalyse darstellt. Die zu erwartenden Arten sind generell störungsunempfindlich und an die Nähe zum Menschen gewöhnt.

Der Großteil der aufgeführten Arten ist von Gehölzbeständen abhängig (Gebüsch- oder Baum-brüter wie z.B. Amsel, Mönchsgrasmücke oder Ringeltaube). Auch für die Bodenbrüter (z.B. Rotkehlchen, Fitis oder Zilpzalp) bieten die Knicks geeignete Teillebensräume. Offene Flächen sind potenzielle Lebensräume für Offenlandarten (u.a. Fasan, Baumpieper).

Sonstige streng geschützte Arten

Die Ausstattung des Planbereichs mit Lebensräumen lässt ein Vorkommen sonstiger streng geschützter Arten nicht erwarten: Für den Nachtkerzenschwärmer fehlen die notwendigen Futterpflanzen, zudem gilt der Norden Schleswig-Holsteins nicht zum bekannten Verbreitungsgebiet (BfN 2019). Die totholzbewohnenden Käferarten Eremit und Heldbock sind auf abgestorbene Gehölze als Lebensraum angewiesen, wie sie im Plangebiet nicht vorzufinden sind.

Streng geschützte Reptilien (z.B. Zauneidechse) finden im Planbereich keinen charakteristischen Lebensraum. Streng geschützte Amphibien (z.B. Kammmolch), Libellenarten, Fische, Weichtiere sowie der Schmalbindige Breitflügel-Tauchkäfer sind aufgrund fehlender Gewässer ebenfalls auszuschließen.

Die Vorbelastungen für potenziell vorhandene Arten bestehen in Störungen durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung des Planbereichs sowie die angrenzende Wohnbebauung und den Golfplatzbetrieb. Aufgrund der genannten Nutzungen ist innerhalb des Planbereichs von einer sehr geringen Empfindlichkeit der potenziell vorkommenden Pflanzen- und Tierarten auszugehen.

Biologische Vielfalt

Die biologische Vielfalt eines Lebensraumes ist von den unterschiedlichen Bedingungen der biotischen (belebten) und der abiotischen (nicht belebten) Faktoren abhängig. Hinzu kommt die Intensität der anthropogenen Veränderung des Lebensraumes.

Aufgrund der strukturellen Ausstattung und der vorhandenen Störungen ist der Planbereich durchschnittlich als Lebensraum für Tiere geeignet. Es ist mit einer durchschnittlichen biologischen Vielfalt und einer durchschnittlichen Individuenzahl zu rechnen.

Prognose bei Nichtdurchführung der Planung

Bei einer ausbleibenden Nutzung des Grünlandes als Wohngebiet würde die intensive landwirtschaftliche Nutzung fortgeführt. Lebensräume entstehen hierdurch nicht. Die Knicks blieben in ihrer derzeitigen Form erhalten und würden weiterhin als Biotopverbundstruktur und als potenzieller Lebensraum zur Verfügung stehen.

Auswirkungen der Planung

Konkrete Hinweise auf Fledermausvorkommen im Plangebiet liegen nicht vor. Die starken Bäume, die als Überhälter auf den Knicks stocken und gegebenenfalls Quartiere für verschiedene Fledermausarten bieten können, werden im Zuge der Planung des parallel aufgestellten Bebauungsplanes berücksichtigt und mit einem Erhaltungsgebot festgesetzt. Ein Eintreten von Verbotstatbeständen gemäß § 44 BNatSchG ist daher nicht zu erwarten.

Weiterhin sind im Bereich der Knicks und Gebüsche europäische Vogelarten (Brutvögel) nicht auszuschließen. Hierbei handelt es sich aufgrund der Nähe zu den besiedelten Flächen und aufgrund der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung der umliegenden Flächen um Brutvögel, die an die Nähe und Störungen durch den Menschen gewöhnt sind. Im Zuge der Planung werden kurze Knickabschnitte zur Herstellung von Zufahrten gerodet werden müssen. Die Knickrodung und ggf. Gebüschrodung muss daher im Zeitraum vom 01. Oktober bis Ende Februar durchgeführt werden, um ein Eintreten von Verbotstatbeständen gemäß § 44 BNatSchG zu vermeiden. Die übrigen Knicks im Plangebiet werden als Grünstruktur im Zuge der Planung des parallel aufgestellten Bebauungsplanes erhalten und zusammen mit dem neu entstehenden Siedlungsgrün geeignete Lebensräume für heimische Brutvögel der Gehölz- und Gebüschbrüter bieten. Die neu entstehenden Gebäude werden zusätzlich Lebensraumpotenzial für Gebäudebrüter (z.B. Mehlschwalbe) bieten. Mit einer erheblichen Veränderung des Artengefüges innerhalb des Plangebietes ist nicht zu rechnen.

Das Plangebiet hat eine allgemeine Bedeutung für das Schutzgut Tiere. Bei Berücksichtigung der Bauzeitenregelungen für die notwendigen Gehölzrodungen tritt kein Verstoß gegen § 44 Abs. 1 BNatSchG ein. Spezielle Kompensationsmaßnahmen werden nicht erforderlich. Unter diesen Voraussetzungen kann die Erheblichkeit des Eingriffs für das Schutzgut Tiere als gering eingestuft werden.

2.1.3 Schutzgut Fläche

Derzeitiger Zustand

Die Planbereichsfläche ist derzeit überwiegend als Grünland in landwirtschaftlicher Nutzung.

Prognose bei Nichtdurchführung der Planung

Bei Nichtdurchführung der Planung wird die Fläche weiter als Grünland landwirtschaftlich genutzt. Für die Schaffung neuer Wohnbauflächen würde an anderer Stelle eine Versiegelung erfolgen.

Auswirkungen der Planung

Die landwirtschaftliche Nutzung wird bei Umsetzung der Planinhalte nicht mehr durchgeführt werden können. Stattdessen wird eine bisher unversiegelte Fläche weitgehend überbaut. Durch die Festsetzungen des parallel aufgestellten Bebauungsplanes werden folgende Umnutzungen möglich.

Größe des Geltungsbereiches: ca. 1,06 ha

Verlust landwirtschaftlicher Nutzfläche: ca. 1,06 ha

Gewinn von Wohnbauflächen: ca. 0,99 ha

Auswirkungen auf das Schutzgut Fläche sind durch den Verlust landwirtschaftlich genutzter Flächen gegeben. Dieser Flächenverbrauch ist durch das öffentliche Interesse an neuen Wohnflächen begründet und an dieser Stelle nicht vermeidbar.

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