Als Lokale Tourismusorganisation (LTO) ist die Ostseefjord Schlei GmbH (OfS) mit der Förderung des Tourismus in der Region von Schleswig an der Schlei bis zur Ostsee (u.a. Schwansen) betraut. Im Rahmen dieses Auftrages treibt die OfS auch die Planung und Koordinierung von touristischen Infrastrukturmaßnahmen voran.
Die OfS-Region ist seit Februar 2018 als erstes Nachhaltiges Reiseziel in Schleswig-Holstein zertifiziert. Bundesweite Anerkennung hat die OfS auch durch das Konzept zur qualitativen Entwicklung und Selbstbeschränkung des regionalen Tourismus in der Region Ostseefjord Schlei (https://www.ostseefjordschlei.de/fileadmin/Mediendatenbank/PDF/allgemeine-informationen/projectm-gutachten-grenzen-des-wachstums-vollversion.pdf) erhalten, welches vom Deutschen Tourismusverband sowie dem Umweltministerium 2023 mit einem Best Practice Preis geehrt wurde. Ein Kernstück dieses Konzeptes ist die bessere Besucherlenkung der zahlreichen Urlaubsgäste, denn in den touristischen Hotspots entlang der Küste gibt es mittlerweile zahlreiche Akzeptanzprobleme für den Tourismus seitens der Einheimischen.
Der Tourismus erwirtschaftet regional mit 4,6 Mio. Übernachtungen und 4 Mio. Tagesgästen mittlerweile einen Bruttoumsatz von 432 Mio. € pro Jahr. Die OfS versucht den Tourismusstrom besser zu verteilen durch
die aktive Unterstützung und Förderung des neuen ÖPNV Angebotes SMILE 24,
den Aufbau einer digitalen Besucherlenkung,
den Aufbau einer ADFC-zertifizierten Radreiseregion und
die Inwertsetzung der „2. Reihe“ (also dem Binnenland), um die Schwerpunkträume für Tourismus zu entlasten.
Gerade die Bemühungen zur Radreiseregion und Inwertsetzung der „2. Reihe“ werden durch den massiven Ausbau der Windkraft in Loose und weitere Planungen in Schwansen konterkariert. Im Entwurf des LEP Teilfortschreibung zum Thema Windenergie an Land wird in Kapitel 4.5.1.2 Militärische Belange, Infrastruktur, Tourismus, Erholung und Freiraumschutz zwar auf die Schwerpunkträume und Kernbereiche für Tourismus und Erholung eingegangen, das greift räumlich aber deutlich zu kurz, weil der Gast mehr Fläche zur Erholung benötigt.
Regional lassen sich die Konsequenzen gut an der Situation in Schwansen absehen: Aktuell sind dort bereits 43 Windkraftanlagen geplant (vgl. https://www.shz.de/lokales/schwansen/artikel/ausbau-der-windkraft-in-schwansen-47586094), was bereits einen massiven Ausbau darstellt. Es verbleiben jedoch noch Flächen, auf denen die Naturlandschaft erlebbar ist. Mit der Nutzung weiterer Potentialflächen würde das Binnenland in Schwansen nochmals deutlich an Attraktivität verlieren und seiner Ausflugsfunktion beraubt werden. Dadurch sinkt natürlich auch die Attraktivität der Tourismusorte in den Schwerpunkträumen und Kernbereichen für Tourismus und Erholung.
Für die nachhaltige Tourismusentwicklung der Region ist es daher erforderlich, einen regional abgestimmten und behutsamen Ausbau der Windkraft sicherzustellen, der die Grundlage für einen attraktiven Ausflugsverkehr von den touristischen Hotspots sicherstellt. Es muss sichergestellt werden, dass Teilregionen wie Schwansen zwar ihren Anteil an der Energiewende durch Windkraft leisten (2-3% der Fläche), jedoch nicht auf Kosten des Tourismus überbordend belastet werden und sich ihrer Zukunftschancen berauben. Die Wechselwirkungen von touristischen Schwerpunkträumen mit dem Umland müssen Beachtung finden.
Die Flächen im hier betrachteten FNP Windenergiegebiet Kasmark sind für den Tourismus von besonderem Interesse, da die vielfältige Landschaft von Wald, Allee, Feldflur und Niederungsbereichen durch das vorhandene Wegesystem gerade bei Wanderern (Spaziergängern) und Radfahrern beliebt ist. Ausflüge in dieses Gebiet stellen einen wichtigen Rückzugsraum für die Menschen (Einheimische und Gäste) dar, Landschaft, Weitblick und Ruhe müssen hier erlebbar bleiben, ansonsten verliert dieses Gebiet seinen Nutzen für den Tourismus und die Naherholung.